Ein Remscheider Football-Urgestein hört auf. Immanuel Neuschäfer hängt Helm und Pads an den Nagel, zum dritten Mal – diesmal endgültig. “Immi”, wie der langjährige Spieler des AFC Remscheid Amboss im Verein genannt wird, sicherte mit zwei Unterbrechungen nun seit der Vereinsgründung 1999 das Defensive Backfield im Stadion Reinshagen – und auswärts – ab. Erst vor einem Jahr hatte sich Neuschäfer zu einem Comeback nach zwei Jahren in der Football-Rente entschieden.
„Ich war froh, dass ich nach zweijähriger Pause noch immer mithalten konnte. Mein Körper war aber anscheinend anderer Meinung“, sagt der mittlerweile 39-Jährige im Rückblick auf seine letzte Saison als aktiver Spieler. Neuschäfer hatte die Vorbereitung mitgemacht und eroberte sich mit all seiner erworbenen Erfahrung schnell einen Starter-Platz in der Defense des Amboss.
Nachdem er im Vorbereitungsspiel gegen Mönchengladbach Wolfpack sein Comeback gefeiert und seine Wichtigkeit für die Mannschaft unter Beweis gestellt hatte, kam es gleich im ersten Punktspiel der neuen Spielzeit bei den Troisdorf Jets zum Drama: Neuschäfer riss sich mit einem lauten Knall ohne Einwirkung eines Gegenspielers im Rückwärtslaufen die Achillessehne. Das endgültige Aus für den Remscheider, 25 Jahre nachdem er in der Jugend der Bergischen Löwen Remscheid mit dem Kampf um das Ei begonnen hatte.
Wehmütig blickt Neuschäfer nun auf diese aufregende Zeit seines Lebens zurück: „Franco Finelli, unser heutiger Präsident, war schon 1992 mein Trainer und er hat es damals schon genauso cool gemacht, wie er heute die U10 trainiert“, erinnert sich Neuschäfer an seine Anfänge und blickt auf besondere Momente seiner Karriere zurück: „Es gibt zwei Spiele, bei denen ich noch immer eine Gänsehaut bekomme, wenn ich daran denke: 2009 gegen die Dortmund Giants sind wir mit einem Helikopter ins prall gefüllte Reinshagener Stadion geflogen worden und kurz vor Spielbeginn mitten auf dem Spielfeld gelandet. Das Gefühl beim Betreten des Spielfeldes war unbeschreiblich“, erzählt er.
Und das zweite Spiel? „Das war 2011 das Revival-Match der Bergischen Löwen gegen den Amboss. An das Spiel erinnere ich mich auch sehr gerne, weil ich nochmal mit meinen alten Teamkameraden aus der Löwen-Jugend auf dem Spielfeld stehen durfte, um gegen meine aktuellen Teamkameraden vom Amboss ein Freundschaftsspiel auszutragen. Das gesamte Event mit anschließender Aftershowparty war einfach genial“, so Neuschäfer.
Nach einem guten halben Jahr mit Gips und Reha steht nun aber fest, dass der Amboss zukünftig auf die Erfahrung von Neuschäfer verzichten muss. „Die Adrenalinkicks kurz vor einem Snap, einem harten Tackling oder einem Touchdown. Die Gespräche und Scherze in der Umkleidekabine. Die Team-Abende inklusive der Rookie-Taufen, all das werde ich sehr vermissen“, sagt Neuschäfer, der in all den Jahren viele Menschen durch den Amboss kennengelernt hat, von denen viele zu Freunden geworden sind.
Ohne den Rückhalt der Familie wäre so eine ereignisreiche Zeit allerdings nicht möglich gewesen. “Football hatte für mich über 20 Jahre eine sehr hohe Priorität. Das hat nur funktioniert, weil mir meine Familie , besonders meine Frau, den Rücken freigehalten hat. Das möchte ich jetzt wieder gut machen”, sagt Neuschäfer abschließend, weshalb er auch eine andere Funktion beim Amboss ausschließt. Und doch wird der Amboss auch weiterhin eine Rolle im Leben von “Immi” spielen – als Fan will er künftig den Amboss lautstark von der Tribüne aus unterstützen.