Wer weiß, wo Jonas Kronenberg heute wäre, hätte er sich vor zehn Jahren nicht die Schulter ausgekugelt. Damals, im Spätherbst des Jahres 2006, stand Kronenberg unter den besten 80 Football-Spielern Europas und hatte berechtigte Hoffnungen auf einen Kaderplatz in der NFL Europe, dem Schaufenster der großen National Football League. Es gibt nicht wenige Spieler, die den Sprung von der NFL Europe ins ganz große Rampenlicht der NFL geschafft haben.
Alles Geschichte, wegen der Schulterverletzung verpasste Kronenberg die Saison 2007, die letzte Spielzeit, in der die NFL Europe existierte. So landete der Wuppertaler 2009 beim AFC Remscheid Amboss, ehe es ihn 2012 in die GFL zu Düsseldorf Panther zog, wo er sich gleich in seiner ersten Saison in der höchsten deutschen Spielklasse als Linebacker für die deutsche Football-Nationalmannschaft empfahl.
2015 kehrte Kronenberg dann zurück zum Amboss, wo er zunächst nur eine Saison aushelfen wollte – am Ende wurden es dann zwei Jahre, in denen er die Receiver als Quarterback mit Pässen fütterte. Nun aber der endgültige Schritt vom Platz an die Linie. Künftig wird Kronenberg das Trainerteam um Headcoach Christian Müller als Offensive Coordinator unterstützen. In einem Interview mit dem Amboss spricht Kronenberg über seine Beweggründe, seine Ziele, das Besondere am Amboss und wirft nochmal einen Blick zurück auf ein ganz besonderes Highlight seiner Karriere.
Hallo Jonas, du startest nach 2015 den zweiten Versuch deine aktive Karriere als Footballspieler beim Amboss zu beenden. Warum hat das letzte Saison nicht geklappt?
Die Entscheidung ist tatsächlich schon im Winter 2015 gefallen, als ich hier ja eigentlich nur noch als Quarterbacktrainer und Ersatzmann für Tom Schröder aktiv sein wollte. Als Rookie war der Sprung für Tom ins kalte Wasser aber noch zu groß, weshalb ich die abgelaufene Saison nochmal gespielt und Tom von aktiver Seite unterstützt habe.
Wie ist es jetzt nochmal zu deiner Entscheidung gekommen? Warum machst du nach der erfolgreichen Spielzeit 2016 nicht einfach weiter?
Die Spiele sind für mich als Quarterback sehr intensiv und ich bin wahrscheinlich ein Charakter, der nicht nur auf 80 Prozent spielen kann. Ich muss immer Knallgas geben. Zudem macht mir das Coaching auch sehr viel Spaß, da ich einfach eine Gelegenheit habe, meine Erfahrung weiterzugeben. Für mich ist jetzt aber ganz klar, dass es einfach nicht mehr geht, Beruf und aktiven Football unter einen Hut zu bringen.
Hand aufs Herz, wie endgültig ist deine Entscheidung diesmal?
Eigentlich hatte ich auch letzten Winter gedacht, sie sei endgültig. Aber ich habe zum „Mücke“ (Headcoach Christian Müller) gesagt, dass der Amboss am besten meinen Spielerpass nicht mehr verlängert, um mich auch ein wenig vor mir selbst zu schützen. Denn natürlich, wenn man an der Seitenlinie steht, dann kribbelt es einen. Denn wenn man einmal im Footballfieber war, geht das nie verloren.
Wie hat die Mannschaft auf deine erneute Entscheidung reagiert? Mit dir verlässt ein Führungsspieler den Rasen.
Viele Jungs glauben noch nicht, dass ich wirklich aufhöre. Die glauben und hoffen vielleicht sogar noch ein bisschen, dass ich nächstes Jahr doch wieder aufs Feld gehen werde. Aber bei den ersten Trainings habe ich gespürt, dass das sehr positiv aufgefasst wird. Wir haben viel Spaß zusammen, auch wenn wir sehr intensiv und hart trainieren. Auf die Reaktion, wenn ich tatsächlich nicht mehr aufs Feld gehe, müssen wir noch bis zum Saisonstart warten.
Welche Aufgaben warten nun auf dich?
Der Headcoach wollte mich gerne als Offensive Coordinator haben. Schon in der abgelaufenen Saison hatte ich Eli Shoemaker auf dieser Position unterstützt und zum Beispiel im Heimspiel gegen Solingen, bei dem ich als Spieler gesperrt war, das Play Calling (Ansagen der Spielzüge) übernommen. Von den Meinungen und vom Spielverständnis her passt es einfach zwischen dem Headcoach und mir. Ich glaube, das war dann auch der Grund, warum er sich vorstellen konnte, dass das meine neue Position ist. Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und Herausforderung. Ich bin halt so ein Mensch, der ständig neue Ziele braucht.
Ein wenig zum Amboss, bei dem gerne von der „Amboss-Familie“ gesprochen wird. Was ist für dich das Besondere am Amboss?
Das Besondere ist, dass wir tatsächlich fast nur Jungs aus Remscheid und der näheren Umgebung sind, die einfach nur für den Amboss spielen wollen. Wir sind ein super Team, verstehen uns alle untereinander, unternehmen auch privat was zusammen und das gibt einem ein Familiengefühl. Wir sind ein großer Freundeskreis, eine große Familie, das ist echt eine schöne Sache.
Was erwartest du von der neuen Saison?
Ich erwarte jetzt erstmal von der Vorbereitungsphase, dass die Jungs sich weiterentwickeln. Dass die Rookies ins Footballspiel finden und im Frühjahr vielleicht schon gut genug sind, um schon etwas Spielzeit zu bekommen. Und ansonsten wollen wir nächstes Jahr als Team nochmal mindestens so gut sein, wie in der abgelaufenen Saison. Mein persönliches Ziel ist es, dass ich mich auf der neuen Position gut einfinde, einiges lerne und dann Spaß an der Seitenlinie gewinne.
Am Ende einer solch ereignisreichen Zeit – gibt es einen besonderen Moment deiner Spielerkarriere, an den du besonders gerne zurückdenkst?
Das ist echt eine schwere Frage. Es gibt viele Momente, die schön waren und einfach Spaß gemacht haben. Zum Beispiel als Defense-Spieler in der Bundesliga einen 75 Yard-Interception-Touchdown erzielt zu haben. Am schönsten war aber als ich 2009 in meiner ersten Quarterback-Saison beim Amboss einen Touchdown-Pass auf unseren jetzigen Headcoach Christian Müller als Tight End geworfen habe. Ich glaube, das werde ich tatsächlich nicht mehr vergessen. Da denke ich gerne dran zurück, es war einfach eine coole Saison, vor allem mit ihm zusammen noch gespielt zu haben. Das ist meine persönliche Nummer eins.