Was für ein Tag, was für ein Sieg. Nach dem Ende der Partie des 6. Spieltags der Oberliga-NRW fielen sich die Amboss-Spieler in die Arme oder sanken ergriffen zu Boden. Andere schnappten sich die Getränketonne und übergossen Head Coach Carsten Weber im Freudentaumel. Nach 17 Pflichtspiel-Niederlagen hintereinander hatte der Amboss sich endlich für seine Mühen und seinen Willen belohnt. Vor etwa 100 Zuschauern auf dem Sportplatz am Schifffahrter Damm in Münster fuhr der Amboss bei den zuvor ungeschlagenen Münster Mammuts mit 28:23 (7:0, 7:0, 7:9, 7:14) den Sieg ein und schöpfte so neue Hoffnung im Abstiegskampf. Bei noch vier ausstehenden Spielen muss der Amboss eine wahre Siegesserie für den Klassenerhalt hinlegen.
“Wir sind nicht tot. Wir leben noch”, sagte Weber nach dem Spiel und erklärte: “Das war ein Sieg des Teams. In einer Phase, in der uns keiner mehr etwas zugetraut hatte, haben wir zusammengestanden und das Spiel nach Hause gebracht. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.” Eben diese Mannschaft hatte sich zuvor einen erbitterten Kampf mit dem Tabellenführer geliefert, insbesondere im letzten Viertel war die Spannung kaum noch zu überbieten gewesen.
Aber der Reihe nach: Der Start ins Spiel war dank eines konzentrierten Auftakts der Defense geglückt und der Gegner, der das erste Angriffsrecht hatte, wurde frühzeitig gestoppt. Doch dann schien den Amboss das Pech der Hinrunde weiter zu verfolgen. Der Punt der Mammuts ließ den Amboss an der Ein-Yard-Linie in denkbar ungünstiger Position starten. Eine Feldposition – stets tief in der eigenen Hälfte, die die Gäste über den kompletten Verlauf des ersten Viertels nicht mehr los wurden. Fast: Denn im letzten Play des ersten Viertels gelang Runningback Jeffrey Dubose ein Lauf über 75 Yards zum Touchdown für den Amboss, Nick Zimmermann verwandelte den PAT gewohnt sicher.
Amboss mit breiter Brust im zweiten Viertel
Beflügelt durch die Führung nutzen die Weber-Mannen die beginnende Verunsicherung des Gegners im zweiten Viertel aus. Während die Defense, angetrieben durch eine dominante Line um Team-Kapitän Mike Jesinghaus und Marc Schnabl, denen jeweils ein Quarterback-Sack gelang, sowie Geburtstagskind Jan-Niklas Köhler, die Münsteraner gar nicht mehr zur Entfaltung kommen ließ, agierte auch die Offense um Quarterback Tom Schröder immer sicherer. Dubose, sein Unit-Kollege Thomas Rockel und Schröder selbst nervten die Gastgeber-Defense immer mehr durch erfolgreiche Läufe, während im Passspiel insbesondere Kanada-Zugang Mitch McCoy, der sich auch als hervorragender Punter zeigte, Akzente setzte. Fast wäre McCoy auch sein erster Amboss-Touchdown gelungen, doch nach einer umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidung lautete es Fumble vor Loss anstatt Touchdown wenige Zentimeter vor der gegnerischen Endzone. Doch das stoppte den Amboss nur kurz, im folgenden Drive, kurz vor der Pause, lief Schröder selbst den Ball über 25 Yards über die Goalline.
Nach der Pause verlor der Amboss aber zunächst den Faden. Durch mehrere Strafen marschierte die Offense um Schröder zunächst einmal rückwärts und fing sich zu allem Überfluss noch ein Safety ein, was dem Spitzenreiter die ersten Punkte auf die Anzeigetafel brachte. So lag es wieder an der Defense, das Momentum im folgenden Drive der Gastgeber nicht kippen zu lassen. Und das gelang: McCoy, als Defensive Back eingesetzt, fing eine Interception und im anschließenden Drive erzielte Dubose mit einem Run über zehn Yards seinen zweiten Touchdown des Tages. Zuvor hatten die Wide Receiver Michael Schönen und Cedric Picard die Offense mit guten Catches in Position gebracht. Als es kurz vor Ende des dritten Viertel 21:2 für den Amboss stand, ahnte noch niemand, wie nervenaufreibend es noch werden sollte.
Geblockter Punt bringt Mammuts zurück ins Spiel
Ein Punt von McCoy kurz vor der eigenen Endzone wurde geblockt und Münster nutzte den Ballgewinn für einen Passspielzug auf Wide Receiver Moritz Petzold zum Touchdown. Überhaupt stellten die Gastgeber nun auf tiefe Pässe um und stellten die Amboss-Defense erstmals ernsthaft vor Probleme. Mit nur vier Spielzügen überbrückte Münster das Spielfeld und verkürzte durch einen Touchdown von Passempfänger Jonas Spitzer auf 16:21 bei noch knapp sieben Minuten Spielzeit. Als Dubose dann postwendend über 35 Yards seinen dritten Touchdown des Tages erlief und den Vorsprung auf zwölf Punkte stellte, war die Vorentscheidung vermeintlich gefallen. Wäre da nicht ein erneut blitzsauberer Drive gewesen, über den Münster erneut mit vielen langen Pässen schnell über den Rasen und in die Endzone kam – Petzold gelang sein zweiter Touchdown.
Beim Stand von 28:23 und knapp über zwei verbleibenden Minuten versuchte der Amboss mit dem Laufspiel die Uhr zu bedienen, musste mit Three-and-Out aber vom Feld. Plötzlich hatten die Mammuts die Chance, ein verloren geglaubtes Spiel kurz vor dem Ende doch noch zu drehen. Doch Amboss-Cornerback Björn Reichle, erstmals als Starter auf dem Feld, fing die siegbringende Interception – auch wenn die Mammuts mit nur wenigen Sekunden auf der Uhr nochmal tief in der eigenen Hälfte in Ballbesitz kamen – doch die Verteidigung hielt ein letztes Mal stand. “Dieses Spiel hat gezeigt, was wir für Charaktere sind”, sagte ein den Freudentränen naher Jesinghaus nach Spielende und ergänzte: “Egal, wie nah man mit dem Rücken zur Wand steht, man darf nie aufgeben, sondern muss den Kampf annehmen. Und das haben wir gemacht.”
Nächstes Heimspiel am kommenden Samstag
Sportdirektor Christian Müller verteilte hingegen ein Sonderlob an die Offensive Line: “Die O-Line hat die letzten Wochen hart gearbeitet und heute eine Box zerpflückt, die zu den besten der Liga gehört.” Cheftrainer Weber richtete zum Schluss aber schon den Blick nach vorne. Am Samstag (ab 15.30 Uhr) ist Düsseldorf Bulldozer zu Gast im Röntgen-Stadion. Weber mahnte: “Das ist allerdings alles nichts wert, wenn wir nächste Woche verlieren. Das heute war der Anfang, nicht das Ende.”
Bereits am Vormittag hatte der Amboss-Tag gut angefangen. Die U19 gewann das Spitzenspiel der Verbandsliga NRW gegen die Krefeld Ravens mit 20:14 und übernahm Platz eins der Tabelle. Bei noch zwei ausstehenden Spielen hat die Mannschaft von Head Coach Marcel Dorndorf die Meisterschaft der Staffel selbst in der Hand. Für die U16 von Head Coach Philipp Hensch sind die Gedanken an eine Meisterschaft der Landesliga-West allerdings beendet. Nach einem 6:45 mit stark dezimierten Kader bei den Neuss Gladiators haben die Hensch-Jungs auch keine theoretische Chance mehr.