Marcel Dorndorf gehört ohne Zweifel zu den Amboss-Urgesteinen. Der Offensive Liner spielte von 2005 bis 2016 für den AFC Remscheid Amboss und flößte seinen Gegenspielern allein durch sein körperliches Erscheinungsbild Respekt ein. Doch 2016 musste er seine aktive Laufbahn auf ärztlichen Rat hin beenden. Fortan kümmerte sich der heute 32-Jährige als Head Coach um die U19 des Amboss, zuvor war dort bereits als Trainer für die O-Line zuständig gewesen.
Doch mit dem Jahresbeginn kündigte Dorndorf sein Comeback bei den Senioren an. Auch Head Coach Christian Müller ist glücklich über die Rückkehr: “Marcel hatte gesundheitlich Probleme, die er angegangen ist, und wir alle freuen uns über seine Entwicklung. Mit seiner Erfahrung wird er für uns eine Bereicherung in der Offensive Line.” Über den Weg, der hinter Dorndorf liegt, haben wir uns mit ihm unterhalten.
Amboss: Marcel, schön dich wieder auf dem Platz zu sehen, wie geht es dir?
Marcel Dorndorf: Ich kann endlich wieder sagen, dass ich mich gut fühle. Ich habe 65 Kilogramm abgenommen, meine ganzen Begleiterkrankungen, wie Bluthochdruck, Schlafapnoe, Gelenk- und Rückenschmerzen sind komplett weg und ich bin völlig schmerzfrei! Am Ziel meiner Reise bin ich jedoch noch nicht. Ich möchte gerne noch 35 weitere Kilos abnehmen, auch wenn ich um jedes Gramm hart kämpfen muss!
Amboss: Dir ging es ja, wie du sagst, leider nicht immer so gut wie jetzt. Waren die genannten Begleiterkrankungen der Grund für dein – zwischenzeitliches – Karriereende?
Dorndorf: Ich musste im April 2016 meine aktive Laufbahn eine Woche vor Saisonbeginn beenden, weil ich mich in einer sehr schlechten körperlichen Verfassung befand. Ich musste vor und während des Trainings Schmerzmittel zu mir nehmen, damit ich das Training halbwegs schmerzfrei überstehen konnte. Dann musste ich für mich eine Vernunftsentscheidung treffen und diese war mit dem Football aufzuhören.
Amboss: Wie ging es dann mit dir weiter?
Dorndorf: Durch das Ende des Sports und der daraus resultierenden mangelnden Bewegung habe ich bis zum Ende des Jahres 2016 nochmal fast 30 Kilogramm zugenommen. Mein körperlicher Zustand war danach so schlecht, dass ich mich ohne Schmerzmittel gar nicht mehr bewegen konnte. Dies war dann auch mein persönlicher Wendepunkt!
Amboss: Was hast du danach konkret geändert?
Dorndorf: Ich habe mich im Adipositaszentrum Remscheid mit dem langfristigen Ziel abzunehmen, in ärztliche Behandlung begeben und wenn nötig mich am Magen operieren zu lassen, weil ich selbstständig nicht mehr in der Lage war, abzunehmen. Alle vorherigen Bemühungen abzunehmen, fielen früher oder später dem Jojo-Effekt zum Opfer und am Ende stieg mein Gewicht immer wieder in neue Sphären.
Amboss: Ein mutiger Schritt. Wie hat dir das Adipositaszentrum Remscheid geholfen?
Dorndorf: Nach einem Aufklärungsgespräch wurden mir dort meine Möglichkeiten aufgezeigt, um eine Magen-Operation von der Krankenkasse bewilligt zu bekommen. Dafür musste ich ein sechsmonatiges Programm, das sogenannte multimodale Konzept, durchlaufen. Dies beinhaltete unter anderem eine Ernährungsberatung, im Rahmen meiner Möglichkeiten mindestens zwei Stunden Sport pro Woche, das Führen eines Bewegungsprotokolls, das Besuchen einer Selbsthilfegruppe und zum Schluss ein psychologisches Gutachten, bei dem eine Depression oder sonstige psychische Störungen ausgeschlossen werden mussten.
Amboss: Hat dir der Amboss in dieser Phase helfen können?
Dorndorf: Ja, dank des weiterhin guten Kontaktes zum Verein wurde es mir ermöglicht, mein Sport-Programm ab dem 31. Januar 2017 beim Amboss zu machen. Überhaupt war der Amboss während der gesamten Zeit eine sehr große Stütze für mich. So konnte ich nach den sechs Monaten Anfang August meinen Antrag auf eine Magen-Operation bei der Krankenkasse einreichen. Dieser wurde in kürzester Zeit genehmigt und schnell bekam ich einen OP-Termin am 04. Oktober 2017!
Amboss: Die OP verlief hoffentlich ohne Probleme?
Dorndorf: Ja, die Magenbypass-OP verlief ohne Komplikationen und nach 20 Minuten auf dem Zimmer, habe ich bereits die ersten Runden auf dem Gang gedreht.
Amboss: Der Zeitraum von OP bis Senioren-Comeback erscheint kurz. Wie verlief der Weg zurück zum Amboss?
Dorndorf: Da ich ja in der U19 Head Coach bin und daher der Kontakt zu Christian Müller, dem Cheftrainer der Senioren, nie abbrach, habe ich ihn im November gefragt, ob es möglich sei, wieder ins Senioren-Training einzusteigen. Dies wurde bejaht.
Amboss: Das klingt gut. Wie schwer ist der Weg zurück auf den Platz, wenn man so eine Durststrecke überwinden musste?
Dorndorf: Durststrecke ist ein gutes Stichwort. Das größte Hindernis war, dass durch die OP mein ungedehntes Magenvolumen nur noch 25 Milliliter betrug. Heißt, dass trinken nur schluckweise möglich war. Da man beim Sport stark schwitzt, besteht durch die geringe Flüssigkeitszufuhr zu jeder Zeit die Gefahr der Dehydrierung. Daher musste ich ein wenig Geduld aufbringen, bis sich mein Trinkverhalten eingespielt hatte. Dies hat sich in den letzten Wochen deutlich verbessert, so dass ich seit Anfang des Jahres wieder im Training bin! Am 17. Januar habe ich von meinem behandelnden Arzt die uneingeschränkte Freigabe erhalten, wieder aktiv American Football zu spielen!
Amboss: Umso besser, deine Erfahrung wird dem Amboss in der O-Line sicher helfen.
Dorndorf: Für mich war es alles in allem die beste Entscheidung, die ich treffen konnte! Jeder, der in einer ähnlichen Situation ist, sollte seinen Stolz beiseite legen und die Hilfe, die ihm im Adipositaszentrum geboten wird, annehmen! Ich freue mich darauf, in diesem Jahr wieder die O-Line beim Amboss unterstützen zu dürfen. Zuerst muss ich aber zwei Monate Saisonvorbereitung aufholen!