Der AFC Remscheid Amboss hat den Abstiegsgipfel in der Regionalliga West bei den Gelsenkirchen Devils denkbar knapp mit 28:34 (0:14, 7:0, 7:7, 14:13) verloren. Dabei fehlte der Mannschaft von Amboss-Head-Coach Paule Gummelt vor etwa 400 Zuschauern im Fürstenbergstadion nicht weniger als ein einziges Play, eine einzige Sekunde, um den ersten Sieg im neunten Spiel der Saison einzufahren. Durch die weitere Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt ist der Abstieg faktisch nicht mehr aufzuhalten, auch wenn es noch rechnerische Möglichkeiten gibt. Entsprechend angefressen war Gummelt nach dem Spiel zu keiner Stellungnahme bereit.
„Dieser Spielausgang hätte die Saison nicht passender darstellen können“, sagte stattdessen Pressesprecher Markus Schulz: „Die Mannschaft hat heute noch einmal gezeigt, welches Potenzial sie hat und was in dieser Saison möglich gewesen wäre, wäre nicht diese Kette aus Unwägbarkeiten auf sie eingeprasselt. Angefangen mit drei Kreuzbandrissen von Startern im Vorbereitungsspiel, über das katastrophale Trainerbeben nach der Auftaktniederlage, bis hin zur Abreise unseres Import-Spielers Kyren Watts kurz vor dem entscheidenden Spiel bei den Devils.“ Watts hatte vom Verein im Wochenverlauf die Freigabe erhalten, nachdem er aus familiären Gründen um eine Freistellung gebeten hatte.
Die Anfangsphase des Spiels verschlief der Amboss wieder einmal in schon fast alter Gewohnheit. Die Devils kamen durch Wide Receiver Nils Elbracht zur schnellen Führung im ersten Drive. Die erste Angriffsserie des Amboss endete unterdessen gleich beim dritten Snap, als Quarterback Carsten Schumacher seine erste von insgesamt drei Interceptions warf. Die Folge: Der zweite Touchdown der Devils, diesmal durch Tobias Goldmann. „Wir haben das Turnover-Duell deutlich verloren, das macht es nicht einfacher, ein Football-Spiel zu gewinnen“, sagte Schulz.
Mit Beginn des zweiten Viertels griff das Spiel des Amboss aber besser. Die Defense um den abermals aggressiven Linebacker Jan-Niklas Köhler ließ kaum noch etwas zu und die Offense kam so langsam ins Rollen. Ausgerechnet ein Duo aus zwei in dieser Woche zur Mannschaft gestoßenen Junioren-Spielern brachte den Amboss dann zurück ins Spiel. Jonas Lüttger blockte als Fullback den Weg für Runningback Cedric Picard frei, der aus 10 Yards seinen ersten Senioren-Touchdown im ersten Senioren-Spiel erzielte. „Jonas und Cedric haben ein super Spiel gemacht. So gut hat unser Laufspiel die ganze Saison noch nicht ausgesehen. Alleine die beiden machen Hoffnung darauf, dass die Zukunft besser verlaufen kann als die Gegenwart“, fand Schulz.
Und auch gleich der Start ins dritte Viertel verlief so ganz nach dem Geschmack des Amboss. Schumacher warf einen kurzen Pass auf den US-Amerikaner Cole Williams, der zu einem Solo über das halbe Feld ansetzte und gemeinsam mit PAT-Schütze Nick Zimmermann so für den Ausgleich sorgte. Das Momentum lag nun klar auf Seiten des Amboss, erst recht, als die Devils tief in der eigenen Hälfte bei einem dritten Versuch noch 20 Yards zu gehen hatten. Doch die Gelsenkirchener hielten den Drive am Leben und gingen kurz darauf abermals in Führung – diesmal durch Gil Deblaere.
Doch nochmal kamen die Remscheider zurück. Schumacher steigerte sich mit fortschreitender Spieldauer und die Receiver Christoph Henkel sowie Williams wuchsen buchstäblich über sich hinaus. Williams fing einen tiefen Pass über 50 Yards in der gegnerischen Endzone und erneut kam der Amboss so zum Ausgleich. Abermals schlugen die Devils aber zurück: Deblaere fing ebenfalls einen tiefen Pass, diesmal verpassten die Gelsenkirchener aber den PAT und gingen nur mit 27:21 in Führung.
Noch einmal war es das Gespann aus Schumacher und seinen Receivern, die nun First Down für First Down über das Feld marschierten. Bei den Devils schien das Nervenkostüm indes langsam zu reißen. Nach einem tiefen Pass auf Henkel gab es Unmutsbekundungen unter den Verteidigern. Einen Pass später fand Schumacher nochmal Henkel und nach dem PAT von Zimmermann ging Remscheid bei noch etwa drei Minuten Restspielzeit mit 28:27 in Führung.
Gelsenkirchen kam aber noch einmal an den Ball, benötigte einmal einen vierten Versuch, um ein neues First Down zu erreichen, verbrauchte alle verbleibenden Timeouts, wurde durch Strafen wieder zurückgeworfen und stand bei auslaufender Uhr trotzdem an der 7-Yard-Linie des Amboss. Der letzte Wurf fand dann noch einmal Goldmann, der PAT saß und die Schiedsrichter pfiffen das Spiel ohne Kickoff ab – die Devils hatten das Spiel so in letzter Sekunde gewonnen und feierten den wichtigen zweiten Saisonsieg gegen den Amboss. „Wir machen uns da nichts vor. Zwei der noch verbleibenden drei Spiele haben wir gegen Aufstiegskandidaten. Wir müssten alle drei ausstehenden Spiele noch gewinnen und wären zusätzlich noch auf Hilfe der Konkurrenz angewiesen. Ab sofort starten die Planungen für die Oberliga, so bitter das ist und so unnötig wie vermeidbar es gewesen wäre“, konstatierte Schulz.