Am Ende waren alle Sieger. Zwölf Schülerinnen und zwölf Schüler der Einführungsphase des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in Remscheid hatten sich zu Beginn des laufenden Schuljahrs für einen ungewöhnlichen Inhalt des Sportunterrichts entschieden: Football spielen, Regeln lernen!
Gesagt, getan – in Referendar Yves Mokwa hatten die 15- und 16-jährigen Gymnasiasten gleich auch den richtigen Sportlehrer, denn Mokwa spielte früher selbst aktiv Football – in der 2. Bundesliga als Safety für die Troisdorf Jets. Um den Wunsch der Sportklasse in die Tat umsetzen zu können, mussten aber erstmal die entsprechenden Trainingsmittel organisiert werden. Bälle, Hütchen, alles was dazu gehört. Mokwa nahm Kontakt zum AFC Remscheid Amboss auf und fand die ersehnte Unterstützung. Um dem Sicherheitserlass im Schulsport nachzukommen, entschied sich Mokwa für Flag Football, der sich vom American Football dadurch unterscheidet, dass man dem Gegner eine “Flagge” vom Hosenbund klauen muss, um ihn zu stoppen, anstatt ihn mit viel Körpereinsatz zu Boden zu bringen.
Football-Fachbegriffe als Hausaufgabe
420 Unterrichtsminuten später stand dann der erste EMA-Bowl auf dem Programm, bei dem insgesamt vier Teams ihren Meister ausspielten. Die Mannschaften hatten sich extra Football-Namen für den finalen Wettbewerb zugelegt. So spielten die „31er“ gegen die „Remscheider Cheetahs“ im ersten Halfinale, der zweite Endspielteilnehmer wurde zwischen den „Champions“ und „Mokwas Angels“ gesucht.
„Wir haben mit den Basics angefangen und so gab es sogar im Sportunterricht einmal Vokabeln in Form von Football-Fachbegriffen als Hausaufgaben zu lernen. Das traf nicht sofort bei allen auf Zustimmung, doch in der folgenden Unterrichtsstunde war gleich ein Fortschritt zu erkennen“, sagt Mokwa, der seine Schülerinnen und Schüler dazu animierte, selbst Inhalte zu erarbeiten.
Teams dachten sich Spielzüge selbst aus
So entwicklete jedes Team eigene, auf die Mannschaftskameraden zugeschnittene Spielzüge und gab diesen einprägsame Namen wie zum Beispiel „Wonderbra“. Und auch die Regeln mussten so verinnerlicht werden, dass die Schiedsrichter ebenfalls von den Jugendlichen gestellt werden konnten. Während die Teams zu Beginn der Unterrichtsreihe noch keine zeitliche Begrenzung zur Absprache des nächsten Spielzugs hatten, durfte es beim EMA-Bowl maximal 20 Sekunden bis zum nächsten Spielzug dauern. Dem anfänglichen Passspiel waren zum Schluss auch Laufspielzüge als Lernelement hinzugefügt worden.
„Ich war sehr erfreut mit wie viel Eifer und Engagement die Schülerinnen und Schüler bei der Ausführung einer für fast alle neuen Sportart dabei waren“, sagt Schulleiter Hans Heinz Schumacher, der sich den EMA-Bowl in der schuleigenen Sporthalle ansah. Schumacher weiter: „Es war sehr schön zu sehen, wie man sich das Regelwerk erschlossen und auch selbst über die Einhaltung gewacht hat. Durch die Neuartigkeit gab es keine vorgeschulten Experten und die Vergabe der einzelnen Spielpositionen konnte und wurde ganz ohne Vorbestimmung vorgenommen.“
Schulleiter Schumacher: „Kulturelles Verständnis gefördert“
So hatten nach dem Abpfiff nicht nur die „Mokwas Angels“ Spaß, die das Finale 24:18 gegen die „Remscheider Cheetahs“ gewannen. Schumacher beobachtete: „Es wurde die Freude an einer Sportart ersichtlich, die von Millionen von Menschen selbst ausgeführt oder verfolgt wird und damit auch ein Stück weit kulturelles Verständnis gefördert.”
Während „Mokwas Angels“ ihre Siegerurkunde erhielten, waren alle Teilnehmer glücklich über die erhaltenen Eindrücke und gemachten Erfahrungen. Einige der Jugendlichen wollen nun ein Jugendtraining der U 16 beim Amboss besuchen. Aber auch die anderen Kids können auf weitere Football-Elemente im Sportunterricht hoffen, da der Amboss “der EMA” eine Ballspende überreichte.